Aktuell

Aufbau eines neuen medizinischen Schwerpunkts

Im Alb-Donau Klinikum wird der Bereich Pneumologie aufgebaut

Mit dem Aufbau betraut ist Dr. med. Paul Hartveg, der seit dem 01.01.2023 neuer Leiter der Internistischen Intensivmedizin in Blaubeuren ist. Dr. Hartveg hat in den letzten Jahren am Uniklinikum Ulm oberärztlich die Interdisziplinäre Internistische Intensivstation und die Interventionelle Pneumologie geleitet und bringt hohe Expertise mit.

Die Pneumologie ist ein breit aufgestelltes Fach, das sich mit Volks­krankheiten wie COPD und Asthma, mit Tumorerkrankungen im Bereich der Lunge und des Brustkorbs, mit Lungeninfekten, aber auch mit akuten oder chronischen Lungenerkrankungen wie der Lungenfibrose oder anderen Lungenerkrankungen, die das Lungengewebe betreffen, beschäftigt.

In der Klinik kommt hier vor allem die interventionelle Pneumologie zum Einsatz. Eine diagnostische und therapeutische Option ist die Bronchos­kopie, die man im Volksmund auch Lungenspiegelung nennt. Das Bronchoskop ist ein dünner, beweglicher Schlauch, an dessen vorderen Ende sich eine winzige Kamera befindet. Es wird über den Mund oder die Nase in die Luftröhre bis in die Bronchien eingeführt. Bei Bedarf lassen sich zusätzlich spezielle Instrumente wie Zangen oder Biopsienadeln über einen Arbeitskanal des Bronchoskops in die Atemwege einbringen. So können z.B. noch während der Untersuchung Schleim abgesaugt, eine Spülung durchgeführt oder eine Gewebeprobe bei z.B. Verdacht auf Lungenkrebs oder bei Lungenmetastasen vorgenommen werden. Wichtig ist sie vor allem immer dann, wenn nach einer radiologischen Untersuchung ein Schatten auf der Lunge abgeklärt werden muss.

Bei Tumorpatienten kann entweder über eine Zange oder mit Hilfe von CO2 Tumorgewebe vereist und entnommen und für die weitere Diagnostik feingeweblich untersucht werden. Zudem kann im Rahmen einer Lungenspiegelung bei tumorbedingt verengten Atemwegen Tumor­gewebe abgetragen werden.

Darüber hinaus können in Blaubeuren auch spezielle, ultraschall­gesteuerte Verfahren angeboten werden. Beim so genannten endobronchialen Ultraschall werden die im Bereich der Lunge angesiedelten Lymphknoten und auffälliges Lungengewebe minimal­invasiv untersucht. Diese Methode vereint die Möglichkeiten der Ultraschalldiagnostik mit denen der Lungenspiegelung. Dabei wird ein winziges Ultraschallgerät in die Lunge eingeführt. So wird es möglich, Lymphknoten im Bereich der Lunge oder auffälliges Lungengewebe außerhalb der großen Atemwege zu untersuchen. Das ist insbesondere bei bösartigen Erkrankungen der Lunge von großer Bedeutung, da man dann in Erfahrung bringen muss, ob die Lymphknoten oder das Lungengewebe von Tumorzellen befallen sind. Auch Gewebeentnahmen sind so möglich. Diese minimalinvasive Methode, die hohe Expertise erfordert, bewahrt Patienten vor größeren chirurgischen Eingriffen.

Ein weiteres spezielles ultraschallgesteuertes Verfahren wird verwendet, um von außen durch die Rippen Gewebe aus auffälligen Bereichen der Lunge zu entnehmen. Mit Hilfe von Drainagen kann die Flüssigkeit kurzfristig oder dauerhaft abgelassen werden. In Kooperation mit der Chirurgie und der Anästhesie werden auch kleinere chirurgische Eingriffe im Bereich des Brustkorbs vorgenommen. Dabei wird in Vollnarkose mit einer kleinen Kamera in den Brustkorb geschaut. Unter Sicht können dabei vor allem bei Tumorerkrankungen Proben im Bereich des Rippenfells abgenommen oder Flüssigkeiten gezielt abgesaugt werden.

Das Alb-Donau Klinikum kooperiert bei Tumorpatienten mit dem zur Universitätsklinik Ulm gehörenden Comprehensive Cancer Center Ulm und stellt gemeinsame Patienten im interdisziplinären Tumorboard an der Uniklinik vor. Hier beraten Experten unterschiedlicher Fachrichtung (Strahlentherapie, Radiologie, Pathologie, Pneumologie, Thoraxchirurgie und Onkologie) jeden einzelnen Patientenfall individuell und treffen in enger Abstimmung die für diesen Patienten passende Behandlungs­empfehlung. Zudem besteht eine weitere Kooperation mit einem auf Lungenerkrankungen spezialisierten pathologischen Institut in Limburg.

Eine sehr enge Kooperation besteht mit dem von Dr. Volker Töpfer und Holger Wöhrle geleiteten Lungenzentrum Ulm, das im Gesundheits­zentrum Blaubeuren einen Standort mit großem Schlaflabor betreibt.

Das Bronchoskop kommt aber nicht nur bei Tumorerkrankungen, sondern z.B. auch bei Infekten zum Einsatz. Vermutet der Hausarzt z.B. eine Lungenentzündung, die sich durch das eingesetzte Antibiotikum jedoch nicht bessert, kann in der Klinik im Rahmen einer Bronchoskopie der Keim bestimmt und die Therapie zielgenau angepasst werden.

Darüber hinaus gehören auch die so genannten Interstitiellen Lungenerkrankungen zum Fachgebiet des Lungenfacharzts. Darunter versteht man eine uneinheitliche Gruppe verschiedenster Lungen­erkrankungen, die das Zwischengewebe der Lunge (Interstitium) und die Lungenbläschen betreffen. Durch eine zunehmende Vernarbung der Lunge entsteht in manchen Fällen eine Lungenfibrose.

Der neue Schwerpunkt arbeitet eng mit dem rheumatologischen Schwerpunkt in Langenau zusammen, denn viele Rheumapatienten haben zusätzlich eine Lungenerkrankung. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit dem kardiologischen Schwerpunkt in Ehingen; insbesondere mit Blick auf Patienten mit Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie). Diese Patienten haben häufig eine Belastung des Herzens bedingt durch einen hohen Druck in der Lungenstrombahn. All diese gemeinsamen Patienten werden im Alb-Donau Klinikum wöchentlich in einem interdisziplinären Board gemeinsam besprochen und eine darauf basierende Behandlung empfohlen.

Eine interventionelle Pneumologie setzt eine gut aufgestellte Intensiv­station voraus. Den durch den neuen Schwerpunkt notwendigen Bedarf an Intensiv- bzw. IMC-Betten hat die Klinik bei der 2021 abgeschlossenen Sanierung und Vergrößerung der Abteilung bereits mit eingeplant. Der Grund ist, dass pneumologische Patienten häufig schwer krank sind, weil sie an einem starken Infekt oder einem Tumor leiden und schon deshalb oft Atemhilfen benötigen. Interventionen an der Lunge können zudem belastend für die nicht selten älteren Patienten sein, so dass auch in diesen Fällen ein gutes intensivmedizinisches Backup wichtig ist.

Am 7. Oktober findet von 11 bis 16 Uhr im Gesundheitszentrum Blaubeuren ein Tag der Lunge statt. Die Bevölkerung hat an diesem Tag die Gelegenheit, z.B. im Rahmen von Demonstrationen, Vorträgen und Gesprächen mehr über die Lunge und die modernen Behandlungs­methoden im Alb-Donau Klinikum Blaubeuren zu erfahren.