Bestmögliche Behandlung nach reanimiertem Herz-Kreislauf-Stillstand
Da es bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand darum geht, das Gehirn möglichst unterbrechungsfrei mit Sauerstoff zu versorgen, ist dabei besondere Eile geboten. Dabei spielen die Ersthelfer eine besonders große Rolle. Jede Minute ohne Kreislauf erhöht die Wahrscheinlichkeit zu Sterben um zehn Prozent. Nach zehn Minuten ohne Kreislauf besteht daher kaum noch eine Überlebenschance. Durch eine qualitativ gute Herzdruckmassage sinkt die Sterblichkeit auf circa 3-4 Prozent pro Minute. Bei dieser sogenannten Laienreanimation unterstützen die Mitarbeiter der Leitstellen die Ersthelfer auch telefonisch.
Um die Überlebenschancen weiter zu erhöhen, ist das rasche Erkennen der Ursache des Herz-Kreislaufstillstandes sowie die darauf aufbauende Therapie notwendig. Zudem ist nach einem Herz-Kreislaufstillstand meist eine komplexe intensivmedizinische Therapie erforderlich, um vor allem das Gehirn vor weiteren Schäden zu schützen. Um all diese Aspekte der Versorgung reanimierter Patienten ausreichend zu berücksichtigen, wurden Fachzentren für Patienten mit und nach überlebten Herz-Kreislaufstillstand, so genannte „Cardiac-Arrest-Center“, eingerichtet. Das Alb-Donau Klinikum Ehingen erfüllt alle dafür notwendigen Qualitätskriterien und wurde nun als erste Klinik in der Region als „Cardiac-Arrest-Center“ zertifiziert. Dies ist für die Bevölkerung in der Region eine sehr gute Nachricht, denn dadurch ist in diesem Teilbereich der Medizin eine Versorgung auf höchstem Niveau gewährleistet.
In einer intensiven Vorarbeit wurden zusammen mit dem Rettungsdienst und den in Ehingen ansässigen Fachabteilungen alle Prozesse von der Anmeldung durch den Rettungsdienst über den Erstkontakt in unserer Klinik, ggf. der Behandlung im Herzkatherlabor und die anschließenden Weiterversorgung auf der Intensivstation genau definiert und standardisiert. Dabei müssen alle Patienten und deren zeitlicher Behandlungsverlauf im Einzelnen erfasst werden. Anhand dieser Daten finden zweimal jährlich sogenannte Qualitätszirkel mit allen beteiligten Berufsgruppen statt, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung der Versorgung sicherstellen sollen. Zudem werden alle Cardiac Arrest Center in Deutschland miteinander verglichen. Bereits während der Zertifizierung erwähnten die Gutachter die überdurchschnittlich hohe Überlebensquote mit gutem neurologischem Zustand. Hier lag das ADK Klinikum Ehingen gar auf Platz 11 im vergangenen Jahresbericht des deutschen Reanimationsregisters. „Das ist ja genau das, was wir am Ende erreichen wollen, dass die Patienten nach einem oft langen Aufenthalt auf der Intensivstation wieder in ihren gewohnten Alltag zurückkehren.“ betont der Leiter des Cardiac Arrest Center Dr. med. Andreas Junginger. Zudem freut es ihn sehr, dass eine gelebte Kooperation mit der Neurologie des Universitätsklinikums Ulm die Mitbeurteilung der Hirnfunktion nach überlebten Herz- Kreislaufstillstand hier Vorort auf höchstem Niveau sicherstellt.
„Zu einer erfolgreichen Behandlung gehören aber nicht nur die fachliche Qualifikation und Strukturanforderungen auf hohem Niveau. Eine qualifizierte Ersthelferversorgung, egal ob im privaten oder öffentlichen Raum oder gar in der Klinik selbst stellt einen wichtigen, vielleicht sogar den wichtigsten Eckpfeiler der Behandlung dar“ sagt Dr. med. Brucke, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin. Um dem Rechnung zu tragen, wurden in den vergangenen beiden Jahren mehrere Veranstaltungen angeboten, um möglichst vielen Menschen in der Region über den Herz-Kreislaufstillstand aufzuklären. Dabei konnten die Besucher direkt Vorort solche Situation mit erfahrenen Notärzten üben. Ziel dieser Veranstaltungen war auch, die Hemmschwelle, im Notfall selbst eine Herzdruckmassage durchzuführen, zu mindern.
Im Alb-Donau Klinikum Ehingen finden regelmäßig Reanimationskurse für das Pflegepersonal auf den Stationen statt. Es besteht für alle Mitarbeitende des Alb-Donau Klinikums die Möglichkeit, in einem hausinternen ALS Kurs (Advanced Life Support) ein international anerkanntes Reanimationszertifikat der Deutschen Gesellschaft für Wiederbelebung zu erwerben. Ziel all dieser Aktivitäten ist es, sich in allen Bereichen der Wiederbelebungstherapie stetig zu verbessern, von der Prävention über eine hohe Laienreanimationsquote bis hin zu einer qualitativen hochwertigen Therapie durch alle professionellen Helfer. Da sind sich Dr. Brucke und Dr. Junginger einig.
„Wir sind hier in Ehingen personell und apparativ bestens ausgestattet, um unsere Patientinnen und Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand so zu versorgen, dass sie die größtmögliche Chance haben, ein solches Ereignis in guter neurologischer Verfassung zu überleben. Dazu reicht es nicht, die Patienten nach dem medizinischen State of the Art zu behandeln – vielmehr sorgt die räumliche Nähe und enge Zusammenarbeit der Fachabteilungen unserer Klinik dafür, dass die notwendige komplexe Koordination einer solchen Behandlung auch im Alltag optimal funktioniert.“ betont Prof. Dr. med. Sinisa Markovic, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie. Er ergänzt: „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren in verschiedenen Bereichen der Kardiologie neue Methoden und Verfahren eingeführt und unsere Kompetenz in Zertifizierungsverfahren nachgewiesen. Das Cardiac Arrest Center ist für mich aber ein ganz besonderer Meilenstein, weil diese Zertifizierung für ein Haus unserer Größe wirklich ungewöhnlich ist und eben dadurch noch deutlicher macht, wie zentral wichtig die gute Versorgung von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen für uns ist.“
Durch die Zertifizierung auf Basis geltenden Kriterien gilt in allen Cardiac-Arrest-Centern eine vergleichbare Grundstruktur mit professionalisierten und optimierten Abläufen, die eine optimale Patientenversorgung gewährleistet und somit ein besseres Patientenüberleben ermöglicht. Ehingen steht damit nun auf einer Liste mit insgesamt 124 Cardiac Arrest Centern. Geschäftsführer Michael Dahlmann kommentiert das neueste Zertifikat der Klinik mit diesen Worten: „Es macht uns sehr stolz, dass es gelungen ist, diese sehr aussagefähige und schwer zu erreichende Zertifizierung im ersten Anlauf zu schaffen. Das war eine tolle Team-Leistung, mit der alle Berufsgruppen und mehrere medizinische Fachbereiche unserer Ehinger Klinik die Leistungsfähigkeit des Standorts demonstrieren konnten.“