Aktuell

Inkontinenz und Gebärmuttersenkung – was kann man tun?

Bericht vom Gesundheitsforum Ehingen am 13. Juni 2018

Vorwiegend sind das ältere Frauen und bei zukünftig zu erwartenden Entwicklungen unserer Alterspyramide wird es eher noch mehr Betroffene geben. Die Begleiterscheinungen des Älterwerdens klingen nicht immer nett. Der Hormonspiegel und die Gefäßbeschaffenheit verändern sich. Die Haut wird dünner und trockener, die Knochendichte nimmt ab, bis hin zur Osteoporose. Dazu kommen in der Menopause Hitzewallungen, Schweißausbrüche, vaginale Atrophie (Gewebeschwund) und auch urologische Erkrankungen.

Wenn man das Wasser nicht mehr oder nicht mehr vollständig halten kann, spricht man von Inkontinenz. Der Arzt unterscheidet dabei im Wesentlichen zwei Arten – eine, die von der Blase ausgeht (Dranginkontinenz) und eine, deren Ursache in der fehlenden Verschlusskraft des Schließmuskels liegt (Belastungsinkontinenz).
Dafür können Gewebeschwäche, aber auch mehrere Geburten verantwortlich sein. „Es ist wunderbar, Kinder zu haben, doch Schwangerschaft und Geburt können sich im Laufe der Jahre ungünstig auf den Halteapparat des weiblichen Unterleibs auswirken“, so Dr. Göretzlehner. Wenn Senkungen – beispielsweise durch einen schlaffen Beckenboden – auf das harnableitende System wirken, kann eine Inkontinenz auftreten. Fortschreitende Inkontinenz ist unangenehm, macht unsicher und kann in machen Fällen sogar zur sozialen Isolation führen.

Jeder Mensch, jeder Körper und auch jede Erkrankung hat individuelle Merkmale. Es ist deshalb immens wichtig, offen und möglichst genau über das eigene Beschwerdebild zu sprechen. Nur so kann der Arzt die bestmöglichen therapeutischen Maßnahmen einleiten.
In erster Linie können Sie auch selbst etwas tun. Wer regelmäßig einfache Beckenbodenübungen macht, auf sein Gewicht achtet sowie Rauchen und Alkohol meidet, der hat schon jede Menge im Vorfeld getan.

Wo dies nicht ausreicht, kann das Führen eines Miktionstagebuches mit Angaben über Trinkmenge, Ausscheidungshäufigkeit, -menge und –anlass sowie eine urologische Untersuchung Aufschluss über die Details einer vorliegenden Inkontinenz geben. Dabei spielen Parameter wie Beckenbodenkraft, Restharnmenge, Harndrangmessung, unkontrollierte Blasentätigkeit eine entscheidende Rolle. In urologischen Fragen besteht zwischen der Ehinger Frauenklinik und dem Urologischen Zentrum Ehingen/Blaubeuren mit Praxisräumen und Belegabteilung im gleichen Gebäudekomplex eine enge Kooperation.

Medikamentöse Therapien sind ebenfalls möglich und werden auf die individuelle Erkrankung eingestellt. Wenn Nebenwirkungen auftreten, kann man auf alternative Präparate zurückgreifen.
Ultima ratio ist ein operativer Eingriff. In vielen Fällen kann die Gebärmutter sowie der Halteapparat durch eine Bandplastik oder ein Netz gehoben werden. „Dabei achten wir in unserer Klinik insbesondere auf Qualität und gute Verträglichkeit der Materialen. Auf die äußerst niedrige Komplikations- und Abstoßungsrate können wir in diesem Zusammenhang ganz besonders stolz sein“, betonte Dr. Göretzlehner.

Ergänzend zu seinen Erläuterungen konnte der Arzt die Zuhörer zusätzlich mit sehr anschaulichen Fotos fesseln, die einen Eindruck vermittelten, wie die Eingriffe ausgeführt werden, und welche guten Erfolge mit ihnen zu erzielen sind.
Für viele Betroffene ist die Harninkontinenz noch immer ein Tabuthema, über das man nicht spricht und für das man sich schämt. Umso erfreulicher, dass an diesem Mittwochabend viele Interessierte gekommen waren und die Gelegenheit nutzten, im Anschluss an den Vortrag Fragen zu stellen.