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Struma – Operative Therapie gut- und bösartiger Schilddrüsenveränderungen

Bericht vom Gesundheitsforum Langenau, Mittwoch, 25.04.2018

Ihre Form erinnert an einen Schmetterling, sie liegt in der Mitte unseres Halsraumes, wiegt gesund ca. 20 Gramm und ist umgeben von den vier kleinen Nebenschilddrüsen. An der Rückseite der Schilddrüse verlaufen die beiden Stimmbandnerven, die Speise- und Luftröhre sowie die Halsschlagadern, die die Blutversorgung der Schilddrüse gewährleisten.

Die Hauptfunktion der Hormondrüse ist die Bildung der Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Triejodthyronin (T3). Die Produktion dieser Hormone wird durch das Zusammenspiel der drei Organe Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse gesteuert. Im Hypothalamus, einem Abschnitt des Zwischenhirns, wird TRH (Thyreotropin freisetzendes Hormon) gebildet und an die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) weitergeleitet. Das Hormon TRH signalisiert der Hypophyse, ebenfalls tätig zu werden und TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) auszuschütten, da zu wenig Schilddrüsenhormone im Blutkreislauf verfügbar sind. Durch das produzierte TSH stimuliert, nimmt die Schilddrüse Jod, welches vom Körper nicht gebildet werden kann, aus dem Blut auf und schüttet die Schilddrüsenhormone T3 und T4 aus. Diese hemmen die Bildung von TSH so, dass der Hormonhaushalt im Blut im gesunden Zustand immer ausgeglichen ist. Der ständige Austausch zwischen den drei Organen sichert einen funktionierenden Regelkreislauf. Eine Störung des Kreislaufes durch Erkrankungen kann die Ausschüttung einer falschen Menge an Schilddrüsenhormonen zur Folge haben und gesundheitliche Probleme und Einschränkungen hervorrufen.
Ein hormonelles Ungleichgewicht, welches durch eine zu geringe Produktion von T3 und T4 hervorgerufen wird, führt zu einer so genannten Unterfunktion der Schilddrüse. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, es kommt zu Symptomen wie z. B. Gewichtszunahme, Haarausfall, träge Verdauung, niedriger Puls und Blutdruck, depressive Verstimmungen, Müdigkeit und Lustlosigkeit.
Eine Schilddrüsenunterfunktion ist sehr selten angeboren, meist ist sie Folge eines späteren Auslösers. Jodmangel in der Ernährung kann beispielsweise eine Unterfunktion hervorrufen – sie tritt häufig in Verbindung mit einer Vergrößerung der Schilddrüse (Struma/Kropf) auf. Die häufigsten Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion sind allerdings Autoimmunerkrankungen. Dabei richten sich Antikörper gegen körpereigenes Schilddrüsengewebe zerstören es und verursachen Entzündungen. Die Hormonproduktion ist an diesen Stellen stark eingeschränkt oder versiegt („kalter Knoten“).

Bekannter Vertreter dieser Erkrankungen ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Kalte Knoten gelten zunächst als krebsverdächtig. In aller Regel werden sie operiert und komplett entfernt, es sei denn eine Ultraschall­untersuchung ergibt im Vorfeld, dass es sich nicht um Knoten, sondern um Zysten handelt. Operativ entfernte Knoten werden anschließend feingeweblich untersucht – zum Glück sind sie meist gutartig. Lediglich 3 % erweisen sich als bösartig.
Wird im Gegenzug über den Bedarf hinaus Thyroxin von der Schilddrüse produziert, spricht man von einer Überfunktion. Herzrasen, innere Unruhe, Zittern und Abneigung gegen Wärme können hier die Begleiterscheinungen sein. Ursächlich sind auch hier Erkrankungen und Entzündungen der Schilddrüse – ebenfalls Autoimmunreaktionen, bei denen Antikörper die Schilddrüse zu einer ungehemmten Hormonausschüttung veranlasst. Beispiele sind die so genannten „heißen Knoten“ oder der Morbus Basedow. Heiße Knoten sind gutartig und müssen daher nicht operativ entfernt werden.
Nach einer umfassenden Diagnostik – Anamnese, Überprüfung der Blutwerte, Ultraschall, Szintigramm – wird mit dem Patienten das weitere individuelle Vorgehen besprochen und entschieden.
Während sich leichte Vergrößerungen der Schilddrüse medikamentös behandeln lassen, muss bei Verdacht auf Bösartigkeit oder gutartigen Knoten, die aufgrund ihrer Größe oder Lage Beschwerden hervorrufen, operiert werden. Bei guter Vorbereitung, Überwachung und mit Einsatz modernster Technik, wie z.B. dem Neuromonitoring zur Lokalisierung und somit zum Schutz der hochsensiblen Stimmbandnerven im Rahmen einer Operation, können Störungen der Schilddrüse gut therapiert werden.
Eine regelmäßige Vorsorge bzw. Kontrolle sollte die Regel sein, denn weder eine Über- noch eine Unterfunktion sind gut für den eigenen Körper und die Psyche.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Besucher die Gelegenheit, den Arzt im persönlichen Gespräch zu befragen.