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Nach Hüft-OP schnell mobil durch A.M.I.S-Technik

Gesundheitsforum Blaubeuren am 18. Mai 2016

Das Hüftgelenk ist eines der meistbelasteten Gelenke des Körpers. Im Alter machen sich häufig Schmerzen bemerkbar, deren Ursache in vielen Fällen die Coxarthrose ist – eine Abnutzung des Knorpels zwischen Gelenkpfanne und Oberschenkelkopf. Auch angeborene, oder entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, Verletzungen oder Überbelastungen können das Hüftgelenk schädigen. Eines haben alle Ursachen neben den Schmerzen gemeinsam: sie schränken das tägliche Leben stark ein. Wenn medikamentöse und physikalische Therapien keinen Erfolg mehr zeigen und die Einschränkungen nicht mehr toleriert werden, muss man an den Ersatz des Hüftgelenkes denken.

Eingesetzt werden heute hochwertige Titanprothesen mit Keramik- oder Kunststoffgleitpaarungen, die auch auf Jahrzehnte gesehen ohne nennenswerten Abrieb verschleißfrei bleiben und dank virtueller Anpassung auf dem Röntgenbild schon im Vorfeld eines Eingriffs mit einem Höchstmaß an Präzision implantiert werden können.

Bei bisheriger konventioneller Hüftprothesenimplantation wird über einen seitlich angelegten Schnitt operiert. Dabei ist es unumgänglich, die über dem Gelenk liegende Muskulatur einzuschneiden bzw. vom Knochen zu lösen. Diese „Schädigung“ erzwingt nach der Operation oft eine längere Schonung, damit sich die Muskeln wieder erholen bzw. am Knochen anwachsen können.
„Es ist nicht die Prothese, sondern die Art wie sie eingesetzt wird“, so Dr. Wirtz, der seit vier Jahren die andere, die A.M.I.S.-Technik (Anterior minimally invasive surgery = vorderer minimal invasiver Zugang seitlich zur Leistenbeuge) erfolgreich anwendet. Das zu operierende Bein wird durch eine spezielle Halterung des für dieses Verfahren entwickelten OP-Tisches während der Operation abgesenkt und nach außen gedreht. So ist es möglich, die Hüftprothese zu implantieren, ohne dabei Muskeln und Sehen zu durchtrennen. Genutzt wird die natürliche Lücke zwischen zwei Muskeln auf der Vorderseite der Leiste, so dass Gefäße und Nerven gleichermaßen geschont werden.

Vorteile für die Patienten sind offensichtlich: weniger Blutverlust bei der Operation, deutlich reduziertes Luxationsrisiko, geringere Schmerzen, frühzeitige Vollbelastung des operierten Beines vom ersten Tag an – nach Rücksprache mit dem Arzt und unter Aufsicht eines Therapeuten – sowie eine mögliche Entlassung aus stationärer Behandlung zwischen dem 5. und 7. Tag. Die frühzeitige Bewegung verhindert eine Rückbildung der Muskulatur, so dass eine stationäre Reha prinzipiell verzichtbar ist. Sie kann in vielen Fällen durch eine ambulante Therapie ersetzt werden – abhängig vom individuellen Heilungsverlauf.

Die A.M.I.S.-Technik lässt sich sowohl für zementfreie als auch für zementierte Hüftprothesen anwenden, aber auch bei der Versorgung von Schenkelhalsbrüchen.  Nur sehr wenige Kliniken in Deutschland bieten dieses Operationsverfahren an und auch als erfahrener Chirurg muss man dafür noch einmal die Schule gehen. „Auf dieses spezielle Wissen und die Erfolge bei den Operationen der letzten vier Jahre können wir deshalb sehr stolz sein“, so Wirtz.

Am Ende seines Vortrages bestand großes Interesse, bei einer lockeren Gesprächsrunde eigene Fragen an Herrn Dr. Wirtz zu richten.