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Darmvorsorge… nehmen Sie es ernst! Operationen des Darmtraktes

Gesundheitsforum Blaubeuren am 20. April 2016

„Wurzel der Gesundheit oder auch „Gesundheitszentrum“ wird er genannt; er ist Gefühlszentrum und beherbergt ca. 80% des menschlichen Immunsystems. Seine Länge beträgt 8 Meter, die Oberfläche hat die Größe eines halben Fußballfeldes, und gemeinsam mit dem Magen werden im Laufe eines Menschenlebens Tonnen an Nahrungsmitteln hindurch geschleust. Doch der Darm ist auch ein sehr sensibles Organ. Der westliche Lebensstil - geprägt von zu wenig Bewegung, fleisch- und fettreichem Essen, ballaststoffarmer Kost und einer ungesunden Lebensweise durch Alkohol- oder Nikotingenuss - wirkt sich negativ auf den Darm aus; auch längere Zeit ohne konkrete Beschwerden.

Doch vor allem ab dem 50. Lebensjahrzehnt nehmen Erkrankungen des Darmes zu, teilweise gar sprunghaft. Um die individuelle Lebensqualität zu erhalten bzw. wieder herzustellen und lebensbedrohlichen Erkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig, Darmkrankheiten und ihre Symptome zu kennen und frühzeitig selbst aktiv zu werden.
 
Heimliche Leiden
Hämorrhoiden, Analfissuren (Einrisse der Analhaut) und Fisteln bzw. Abszesse (eitrige Entzündungen) sind sogenannte proktologische Erkrankungen und verursachen Beschwerden wie Jucken, brennende Schmerzen und Schleimsekretionen. Gerade auch helles Blut an Stuhl und Toilettenpapier ist ein sicheres Zeichen für das lästige Hämorrhoidalleiden, was immerhin jedem zweiten Bundesbürger durchaus bekannt ist.
Mittels konservativer Therapien (Salben, Zäpfchen, Medikamente) lässt sich in frühen Stadien Linderung erzielen, in fortgeschrittenen Stadien empfehlen sich operative Methoden. Wichtig aber ist stets die unterstützende „Eigenbehandlung“: viel Bewegung im Alltag, gesunde Ernährung und reichliches Trinken sowie eine sorgfältige Analhygiene.
 
Alarm im Darm
Divertikel, Ausstülpungen der Darmwand, sind gutartige Veränderungen im Inneren des Dickdarms. Erst bei auftretenden Komplikationen wie einer akuten Entzündung, klagen die Betroffenen über Schmerzen, vor allem im linken Unterbauch, und haben Fieber. Therapeutisch kommen Antibiotika zum Einsatz, nach Abklingen der akuten Entzündung und bei komplizierten Verläufen ist die Operation angezeigt. Unbehandelt drohen Durchbrüche in die Bauchhöhle, Bauchfellentzündungen oder gar Darmverschlüsse, die tödlich enden können.
Polypen finden sich bei ca. 10% aller Menschen. Diese gutartigen Wucherungen der Darmschleimhaut, verursachen in der Regel keine Beschwerden und werden meist nur zufällig im Rahmen einer Darmspiegelung entdeckt. Weil aus ihnen jedoch bösartige Krebsgeschwüre entstehen können, kommt hier der vorsorgenden endoskopischen Untersuchung (Koloskopie) eine besondere Rolle zu. „Jeder sollte unbedingt die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung nutzen“, so Prof. Lotspeich. „Eine Darmspiegelung unter Narkose, bei der vorhandene Polypen sofort entfernt werden, ist heute weitgehend schmerzfrei und die beste individuelle Vorsorge!“   
 
Darmkrebs – die stille Krankheit
Ca. 66.000 Menschen erkranken jährlich an Darmkrebs, mehr als ein Drittel verstirbt daran. Darmkrebs ist bei Männern die dritthäufigste bösartige Krebserkrankung, bei Frauen steht sie sogar an zweiter Stelle. Besonders gefährlich, weil der Tumor sich oft über viele Jahre schleichend entwickelt. Dennoch ist Darmkrebs kein Schicksal! Wird er erkannt, solange noch keine Beschwerden auftreten, stehen die Heilungschancen gut. Ernst zu nehmende Alarmsignale wie Blut im Stuhl, starke Gewichtsabnahme oder krampfartigen Bauchschmerzen brauchen umgehend die medizinische Abklärung: Und: „Wichtig ist, das eigene Risiko zu kennen!“, so der Spezialist. Denn die genetische Disposition, das vermehrte Auftreten in der Familie, gebietet allerhöchste Vorsicht. Aber auch Ernährungsfaktoren (rotes und fettes Fleisch), Übergewicht, Nikotinkonsum und chronische Darmentzündungen erhöhen das Risiko für einen bösartigen Darmtumor.
 
Therapie
Interdisziplinär wird am Alb-Donau-Klinikum-Standort Blaubeuren eine erforderliche Tumorentfernung vorbereitet und durchgeführt, Bestrahlungen vor und nach dem Eingriff sowie eine Chemotherapie ergänzen und unterstützen in manchen Stadien die Operation wirkungsvoll. Wann immer möglich, wird der Eingriff minimal-invasiv, also in Schüsselloch-Technik durchgeführt. Neben der geringeren körperlichen Belastung profitieren die Patienten hierbei auch von höchster Präzision und erholen sich weit schneller als bei herkömmlichen, offenen Eingriffen.
 
Darmerkrankungen brauchen mehr Aufklärung. Mit dem Wissen um Risiken und prophylaktischen Maßnahmen steigt die persönliche Lebensqualität und die Aussicht auf ein unbeschwertes und beschwerdefreies Leben.