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Morbus Parkinson

Gesundheitsforum Blaubeuren am 17. Februar 2016

„Etwa 300.000 Betroffene zählt man derzeit in Deutschland und weiß, dass die meisten Erkrankungen zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr festgestellt werden“ so Dr. Jamour. Tendenziell steigt mit zunehmendem Alter das Risiko eine Parkinsonerkrankung zu bekommen und Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Unterschieden wird zwischen dem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS), dem sekundären sowie dem atypischen Parkinson-Syndrom.       

Die verbreitetste Form ist das IPS  (Morbus Parkinson). Hier ist ein spezieller Bereich im Mittelhirn, die Substantia nigra (Schwarze Substanz) betroffen. In ihren Nervenzellen wird der Botenstoff Dopamin produziert, der im Wesentlichen an den Steuerungsvorgängen unserer Bewegungsabläufe wie Greifen, Gehen, Drehen und Beugen beteiligt ist. Bei der Parkinsonerkrankung sterben genau diese Zellen ab. Es kommt zu einem Ungleichgewicht der Botenstoffe und damit zu einer Störung, bei der die Impulssteuerung und -übertragung automatisierter Bewe-gungsmuster geschädigt  ist. Dopamin-Mangel kann der Körper eine geringe Zeit überbrücken. So bleibt die Erkrankung zunächst unbemerkt.

Erst wenn  deutlich mehr als 50 Prozent der Zellen abgestorben sind, treten die typischen äußerlich erkennbaren Symptome des Morbus Parkinson in Erscheinung: verlangsamte Bewegungsabläufe, Muskel-steifigkeit (Rigor) und/der Ruhezittern (Tremor). Ein weiteres Symptom ist die Beeinträchtigung der Standstabilität, was gehäuft zu Stürzen führt.          
Vom sekundären Parkinson-Syndrom spricht man, wenn Krankheiten wie beispielsweise Verkalkungen kleiner Gehirngefäße, Gehirnverletz-ungen oder ein Schlaganfall Auslöser sind. Selten sind auch Giftstoffe und die Einnahme bestimmter Medikamente, deren Wirkstoffe das Gleichgewicht der Botenstoffe beeinflussen, verantwortlich für das Auftreten  der Parkinson-Symptome. Werden diese Ursachen gezielt behandelt oder die Medikation der Patienten hinterfragt bzw. verändert, kann das Krankheitsbild zurückgehen oder sich verbessern.           
Multisystem-Erkrankungen, bei denen andere Gehirnregionen  betroffen sind, können ebenfalls Parkinsonähnliche Symptome verursachen. Diese bilden die Gruppe der atypischen Parkinson-Syndrome.

Eine sichere Diagnose kann ein Neurologe stellen. Oft reicht den Fachärzten ein Blick auf den Patienten für eine Verdachtsdiagnose. Zur Erhärtung der Diagnose  bzw. zum Ausschluss anderer Krankheiten werden weitere  Untersuchungen, darunter auch bildgebende Verfahren (CT oder MRT) eingesetzt.  Ein positiver L-Dopa-Test unterstützt die Diagnosestellung.  Hierbei wird durch Einnahme des Medikamentes L-Dopa das fehlende  Dopamin ersetzt. Verringern sich  dadurch die Symptome oder verschwinden diese ganz, ist eine Morbus Parkinson-Erkrankung sehr wahrscheinlich.

Basis der Morbus Parkinson-Therapie sind Medikamente. Viele Symptome lassen sich mit einer gut eingestellten Medikation verhindern oder lindern. Je nach Ausprägung kann eine Kombination einzelner Wirkstoffe sinnvoll sein. In jedem Fall ist es aber wichtig, sich an die Verordnung des Arztes zu halten. Nur die strikte Einhaltung von Einnahmemenge und -uhrzeit führt zum Erfolg.

Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser und schneller kann behandelt werden. Eine vollständige Heilung von Morbus Parkinson ist nicht möglich. Es gibt aber zahlreiche sehr gute Medikamente und Therapieverfahren, die eine Symptomlinderung und bessere Lebensqualität bewirken.  Die Lebenserwartung von Morbus Parkinson-Patienten ist weitestgehend  vergleichbar mit der von gesunden Menschen.

Dr. Jamour legte den Zuhörern zusätzliche Physio-, Ergo-, Stimm-, Sprech- und Schlucktherapien ans Herz. Diese helfen nachweislich, verlorene Fähigkeiten zurückzugeben oder zumindest dem Verlust weiterer Fähigkeiten vorzubeugen. Ziel ist es den beeinträchtigten Bewegungsablauf zu verbessern, Stürzen vorzubeugen oder Alltags-hilfen im Leben der Patienten zu integrieren. Denn je besser sich Patienten im Alltag zurecht finden, umso stabiler ist in vielen Fällen auch der psychischer Zustand, der sich immer auch auf das Krankheitsbild auswirkt.