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Bloß keine Hormone!? Therapieoptionen in den Wechseljahren

Bericht vom Gesundheitsforum am 21. März 2018

Was genau bezeichnet man als Wechseljahre?

In Fachkreisen spricht man auch von „Klimakterium“. Wichtig zu wissen: die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern gehören zum natürlichen Alterungsprozesses der Frau, bei dem sich der Hormonhaushalt umstellt – insbesondere der Anteil der Geschlechtshormone, den Gestagenen und den Östrogenen. Der Prozess beginnt zwischen dem 40sten und 50sten Lebensjahr und endet spätestens etwa mit 60 Jahren. Die Dauer beträgt im Schnitt ca 10-15 Jahre. Doch was verändert sich im Klimakterium und warum kommt es zu diesen hormonell bedingten Veränderungen von denen Stimmung, Haut, Konzentrationsfähigkeit, Knochen, Gelenke, Gewicht, Haare und vieles andere mehr betroffen sind. Wenn die Funktion der Eierstöcke nachlässt, werden zunächst weniger Gestagene und dann auch Östrogene in unseren Körper gebildet. Durch dieses verschobene Gleichgewicht kommt es schließlich zu einer letzten gesteuerten Regelblutung, der so genannten Menopause, die im Schnitt mit ca. 51 Jahren eintritt.

Hitzewallungen, Schweißausbrüche am Tag und in der Nacht, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen, Unruhe, Gewichtszunahme, trockene Schleimhäute,… die Liste ist lang. Ob und wie stark Frauen unter Wechseljahr­beschwerden leiden, ist sehr verschieden. Statistisch kommt etwa ein Drittel aller Frauen gut damit zurecht und hat kaum bis gar keine Probleme, ein Drittel haben geringe, aber ein Drittel sehr ausgeprägte Beschwerden, die behandelt werden sollten.

Wie kann eine Therapie aussehen?
Pflanzliche Wirkstoffe und Therapien werden weiter erforscht und teilweise mit Studien versucht, deren Wirkung zu belegen. Pflanzliche Präparate, die in verschiedenen Nahrungsmitteln vorkommen, aber auch homöopathische Präparate können in einzelnen Fällen schon ausreichend sein. Mönchspfeffer oder Traubensilberkerze können sich regulierend auf den Hormonhaushalt auswirken. Melisse, Baldrian oder Passionsblume helfen bei Schlafstörungen. Pflanzliche Medikamente können sich auch zur Ergänzung der ärztlich verordneten Hormontherapie eignen – dies mit Rücksicht auf mögliche Wechselwirkungen immer in Absprache mit dem Mediziner. Pflanzliche Medikamente können ebenso Nebenwirkungen haben und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.

Ausgewogene, kohlenhydratreduzierte Ernährung, weniger Fleisch dafür mehr Gemüse und Obst ist sehr empfehlenswert. Außerdem fühlen sich viele Frauen besser, wenn sie sich ausreichend bewegen - im Ausdauerbereich, wie z.B. Walking und Tanzen, oder aber mit Bewegung die sich in den Alltag integrieren lässt. „Der Verzicht auf zu viel Genussmittel, wie Nikotin, Alkohol, oder Kaffee, unterstützt im Grunde jede therapeutische Maßnahme“, so Dr. Bäuerle.

Bei extremen Hitzewallungen ist es ratsam, Wäsche aus Naturfasern wie Baumwolle zu tragen oder sich in Zwiebelschalentechnik zu kleiden – will heißen: Kleidung in mehreren Schichten, die man je nach Wärme-/Kälteempfinden an- oder ausziehen kann. Oftmals eignen sich auch kühle Abwaschungen, lauwarme Halbbäder oder Wechsel­duschen, um die Begleiterscheinungen der Wechseljahre ein wenig im Zaum zu halten. Massagen und Saunabesuche sind nicht nur für die Beschwerden gut, sie schmeicheln auch noch der Seele.

Ob eine Hormontherapie sinnvoll ist, hängt immer vom Einzelfall ab und wird zwischen Patientin und Arzt erörtert und entschieden. Die primäre Indikation zur Hormonersatztherapie (HET) sind ausgeprägte Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Rechtzeitig begonnen und nach Ausschluss von Gegenanzeigen hat die HET auch günstige Sekundäreffekte und schützt vor Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfälle.

Die Hormontherapie galt jahrelang als zu risikoreich: Brustkrebs und kardiovaskuläre Erkrankungen waren es, die mit ihr häufig in Verbindung gebracht wurden. Die sog. WHI-Hormonstudie wurde leider missinterpretiert. Die Frauen erhielten eine Hormonmischung, die heute so nicht mehr üblich ist, die HET wurde bei vielen Frauen zu spät jenseits der 60 begonnen und hatten Risikofaktoren, die nach heutigen Maßstäben eine HET ausschließen. Aktuelle Auswertungen von früheren Daten zeigen allerdings, dass sich die Sterblichkeit der behandelnden Frauen nicht erhöht, sondern im Gegenteil sogar senkt.